Kapitel 5: Christophers zweiter
Geburtstag
2. und 3. April 1999
Christophers zweiter Geburtstag war
ein herrlich sonniger Frühlingstag, der dazu einlud, draußen zu feiern. Nur
leider fiel er dieses Jahr auf Karfreitag, und nach eingehender Familien-Debatte
wurde beschlossen, seine Gäste deswegen erst einen Tag später einzuladen und ihn
auch unsererseits erst dann zu beschenken. Das einzig Besondere seines
tatsächlichen zweiten Geburtstages bestand dann lediglich
darin, dass Claudia und ich ihm an diesem Tag ein
Geburtstagsliedchen sangen, als er erwachte.
Am Samstag ging es
dann für ihn richtig zur Sache. Erst bekam er von uns ein
Dreirad, was er im Rahmen seiner motorischen Fähigkeiten auch
sofort auf unserer Terrasse ausprobierte. In dem Zusammenhang machte
er auf unserem Rasen den Elchtest und konstatierte, während er
das Gras aus seinem Gesicht wischte, dass das Dreirad dabei
durchgefallen war.
Bei immer noch strahlenden Sonnenschein
brachten Claudia und ich das Haus auf Vordermann und Tische und
Stühle auf die Terrasse. Kurz nach drei waren wir dann fertig
und warteten auf unseren ersten Gäste. Aber erst eine halbe
Stunde später trafen die ersten ein, und zwar waren es mein
Schwager und sein Bruder auf dem Motorrad. Unser Sprössling
präsentierte stolz seinen eigenen fahrbaren Untersatz, hatte
dann aber doch zuviel Respekt vor den lauten Zweirädern und
ihren behelmten Fahrern und verkroch sich einstweilen hinter uns.
Dann kamen Schlag auf Schlag die nächsten Gäste, und
pünktlich dazu hatte sich Petrus entschlossen, dass für
den April nun genügend Sonnenschein da gewesen wäre und
öffnete die Wasserschleusen. Die Motorradfahrer ergriffen
schleunigst die Flucht, und wir konnten mit Mühe und Not das
ganze Inventar der Terrasse nach drinnen retten.
Dann ging es los
mit der Geschenkeorgie. Nützliche Sachen wie Kleidung wechselten
sich ab mit immer tolleren Spielsachen, wobei Christopher auch bei
Kleidungsstücken noch zumindest verbale Ausdrücke der
Freude äußerte (Toll! und Ooh!).
Doch der Bagger von seinem Pat ließ ihn aufgeregt trippeln, bis
er ihn in Händen hatte. Gleichermaßen begeistert war er
vom Traktor, den er von meinem Cousin und Familie bekam. Das kleine
Tischfußballspiel fand in ihm wenigstens einen engagiert
mitgehenden Zuschauer beim Match Sarah gegen Dana, der auch schon mal
fachkundig Tor rufen konnte. Ein zehnteiliges Puzzle mit
30x30 cm großen Teilen aus einem bodenmattenähnlichen
Material wurde zu einem Art Wachhäuschen zusammengesetzt, in das
dann Christopher gestellt wurde. Genau wie die Wache am Buckingham
Palast verzog er keine Miene, als dann Fotos von ihm gemacht wurden.
Eher an Christophers Papa wurde bei einem Geschenk wohl gedacht, denn
die Kirschlikörpralinen waren dann doch etwas zu gewagt für
sein Alter. Im allgemeinen Auspackfieber wurde dann noch ein Geschenk
geöffnet, was sich im nachhinein als Osterpräsent für
mein Patenkind herausstellte, was wir fahrlässigerweise im
Wohnzimmer liegengelassen hatten.
Das Highlight stammte jedoch,
wohl auch wegen seiner Größe, von meiner Schwester, die
etwas verspätet in die Kaffeerunde platzte. Statt Kuchen-Essen
packten sie und Christopher erst einmal ihr Geschenk aus, ein
Iglu-Zelt mit anbaubarem Spieltunnel. Nach nur wenigen Fehlversuchen
hatten meine Schwester und ich es aufgebaut, und fortan residierte
unser Kleiner mit wechselnder Begleitung in seinem Stoffhaus. Das
Zelt nahm an und für sich nicht viel Platz in Anspruch,
lediglich der Spieltunnel mit seinen zwei Metern Länge verlangte
für den Rest des Tages einiges an Geschick und Beweglichkeit von
den Gästen ab, um an ihm vorbeizukommen. Und manch Besucher,
auch Erwachsene, testete das Robben durch die Röhre, teils mit
mäßigem Erfolg; aber wir konnten noch jeden, der im Tunnel stecken blieb, wieder befreien.
Nach
drei Stunden löste sich die
fröhliche Runde auf, und als wir den letzten Gast verabschiedet
hatten, fielen wir erst einmal erledigt in die Polster (nachdem wir
die Couch unter dem zerrissenen Geschenkpapier gefunden hatten). Bis
auf das Wetter hatte alles gut funktioniert, nur wurde es im
Wohnzimmer etwas eng aufgrund der Geschenkflut. Vielleicht hätte
man doch etwas größer bauen sollen; und was ist erst, wenn
die Zwillinge demnächst Geburtstag feiern?
Die Hauptperson
des Tages hatte jedoch alles prima verkraftet, war gut gelaunt und
eine Stunde später problemlos eingeschlafen. Denn auch der
nächste Tag war wieder etwas besonderes, nämlich Ostern...
(04.04.1999)
Copyright by Frank Schmitt